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Mit Goethe und Aristoteles   
zurück zur Vernunft

 

  Goethes Farbenlehre
   

J. W. v. Goethe
Aristoteles


 
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Goethe und der Farbkkreis

   „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. [ ... ] Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute, und ich habe daher ein Bewußtsein der Superiorität über viele.

                     Goethe zu Eckermann, 1829



Die Übersicht

Einführung in das Thema  
-  Vier verschiedene Interpretationen des Newtonschen Prismenversuchs.
-  Zur Entstehungsgeschichte der Goetheschen Wissenschaft von der Farbe.
Denkschrift: „Die Rehabilitierung der Goetheschen Farbenlehre ist
     vordringlichste Aufgabe jeder Goethe-Ehrung“.

 
Einführung
     Im Gesamtwerk Goethes nimmt seine Farbenlehre eine absolute Sonderstellung ein. Er selbst betrachtete dieses Werk als seine größte Lebensleistung und als wichtigstes Vermächtnis an die Nachwelt. Andererseits muss die Farbenlehre als das am meisten verkannte und entstellte Werk Goethes angesehen werden.
Entgegen der damals gültigen physikalischen Farbentheorie des englischen Physikers Isaac Newton hat Goethe die von ihm als „physiologisch“ bezeichneten Farben zur Grundlage seiner Lehre gemacht - also einen Aspekt visuellerer Wahrnehmung, der gemeinhin als pathologisch, als Täuschung und Gebrechen, betrachtet wurde. Goethe war sich durchaus bewußt, dass er sich mit dieser Vorgehensweise auf ein unsicheres philosophisches Terrain begab; in der Einleitung zum didaktischen Teil seiner Farbenlehre schreibt er:
 
„Denn es hatte von jeher etwas Gefährliches, von der Farbe zu handeln, dergestalt dass einer unserer Vorgänger gelegentlich gar zu äußern wagt: Hält man dem Stier ein rotes Tuch vor, so wird er wütend, aber der Philosoph, wenn man nur überhaupt von Farbe spricht, fängt an zu rasen“.

* * *
     Isaac Newton (1643 – 1727) war einer der Gründungsväter der modernen Naturwissenschaft und hat auch auf dem Gebiet der Optik Bahnbrechendes geleistet. Mit Hilfe des nach ihm benannten Prismenversuchs gelang es erstmals, die Fragen nach dem Verhältnis zwischen Licht und Farbe wissenschaftlich zu untersuchen. Die Antworten, die Newton auf diese Fragen gegeben hat, sind von der Fachwelt weitgehend akzeptiert worden, sie stehen jedoch im krassen Gegensatz zu den Antworten, die Goethe hundert Jahre nach Newton in seinem 1810 erschienenen Werk „Zur Farbenlehre“ gegeben hat; nach Newton stecken die Farben im Lichte, nach Goethe gehören sie dem Auge an. Es kam zu dem berühmten Farbenstreit zwischen Goethe und den Anhängern Newtons, der bis zum heutigen Tag nicht endgültig entschieden ist. In dem Aufsatz Vier verschiedene Interpretationen des Newtonschen Prismenversuchs sind die unterschiedlichen Interpretationen, die der Newtonsche Primenversuch erfahren hat, gegeneinander gesetzt worden, auf diese Weise lassen sich die Positionen der beiden gegnerischen Lager am besten verdeutlichen. Eine Entscheidung über richtig und falsch kann nicht spekulativ, sondern muss auf der Basis von Erfahrungen mit dem Phänomen „Farbe“ getroffen werden.

      Für Goethe war es ein langer und beschwerlicher Weg, um von einer intuitiven zu einer wissenschaftlich fundierten Vorstellung zu gelangen, was Farbe ist. Dazu musste er das Phänomen „Farbe“ in einem reinen, unverfälschten Zustand auffinden und den Einfluß von Störungen ausschalten. - Um zu veranschaulichen, was damit gemeint ist, nehmen wir ein Vergleichsbeispiel aus der Physik. Vor 400 Jahren warf Galileo Galilei angeblich Kanonenkugeln und Schrotmunition vom schiefen Turm zu Pisa und kam - der Legende nach – zu dem nach ihm benannten Fallgesetz, wonach die Fallgeschwindigkeit unabhängig von Material und Größe ist. Nun sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass eine Kanonenkugel schneller fällt als eine Gänsefeder. Schon Galilei soll erkannt haben, dass, wenn man den Widerstand der Luft ganz aufhöbe, alle Körper gleich schnell fallen würden. Der Luftwiderstand als Störfaktor bei Untersuchungen des freien Falls läßt sich in einem Vakuum, d. h. einem luftleerer Raum, ausschalten. So fallen im Fallturm der Universität Bremen, einer Vakuumröhre von 120 Meter Höhe und dreieinhalb Meter Durchmesser, Kanonenkugel und Feder gleich schnell und gehorchen somit dem Fallgesetz.

      Nachdem Goethe eine Methode gefunden hatte, um den Einfluß des Störfaktors „Lichtstrahlung“, welche den Gesetzen der physikalischen Optik und nicht den Farbengesetzen gehorcht, auf die physiologischen Farben (Farbempfindungen) auszuschalten, war der Weg frei zu der Erkenntnis, dass diese Farben keinesfalls von pathologischer Natur sind, sondern „unmittelbar nach einem unwandelbaren Naturgesetze hervorgebracht werden“ und die einzig authentische Erfahrungsgrundlage für eine Wissenschaft von der Farbe bilden. Der Weg Goethes zu dieser Wissenschaft ist in dem Aufsatz
Zur Entstehungsgeschichte der Goetheschen Wissenschaft von der Farbe nachgezeichnet.

     In Anbetracht dessen, dass Goethe die Farbenlehre als seine größte Lebensleistung und als Vermächtnis an die Nachwelt betrachtet hat, empfinde es für angemessen, nicht nur die runden Geburts- und Todestage Goethes in besonderer Weise zu würdigen, sondern auch den 200. Jahrestag des Erscheinens der Farbenlehre im Jahre 2010 zum Anlaß einer Würdigung dieses Werks zu nehmen. Da es die etablierte Naturwissenschaft Newtonscher Prägung es bis heute verstanden hat, die Farbenlehre Goethes in Mißkredit zu bringen, wäre eine solche Würdigung eine Gelegenheit, der Erwartung Goethes, die er in der nachstehenden Xenie „Hoffnung“
  "Allen habt ihr die Ehre genommen, die gegen euch zeugten;
Aber dem Märtyrer kehrt späte sie doppelt zurück"
zum Ausdruck gebracht hat, zu entsprechen und der Farbenlehre endlich die diesem Werk gebührende Ehre zu erweisen. In diesem Geiste habe ich die Denkschrift: „Die Rehabilitierung der Goetheschen Farbenlehre ist vordringlichste Aufgabe jeder Goethe-Ehrung“ verfaßt und dem Freundeskreis des Goethe-Nationalmuseums zugeeignet, ohne jedoch bislang auf Resonanz zu stoßen.
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